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In Wien gab es einen berühmten Chirurgen, Dr. Billroth. Er lehrte seine Studenten, daß ein Arzt zwei Fähigkeiten braucht: Er darf sich nicht ekeln und er muß eine präzise Beobachtungsgabe besitzen. Dabei tunkte er seinen Finger in eine abscheulich bittere Flüssigkeit, schleckte und forderte jeden Studenten auf, das gleiche zu tun. Die Studenten probierten einer nach dem anderen von der widerlichen Flüssigkeit, ohne mit der Wimper zu zucken. Danach eröffnete ihnen Dr. Billroth lächelnd: "Sie haben den ersten Test bestanden, aber nicht den zweiten. Denn keiner von Ihnen hat bemerkt, daß ich meinen ersten Finger in die Flüssigkeit getaucht, aber den zweiten abgeleckt habe." - Haben Sie die Kraft der Beobachtung, um vermeiden zu können, daß Sie von der bitteren Flüssigkeiten schlucken müssen, die mit Sozialarbeit verbunden sind?... (Bleiben wir einmal bei der präzisen Beobachtungsgabe. Vieles nehmen wir ja überhaupt nicht mehr wahr, weil es uns selbstverständlich ist. Daß ein Auto Benzin oder Diesel schluckt: eine Selbstverständlichkeit. Daß ein Haus entweder mit Kohle, Gas oder Öl beheizt wird: eine Selbstverständlichkeit. Aber schauen wir doch einmal ganz genau hin: Kann ein Auto nicht anders bewegt, ein Haus nicht anders beheizt werden? Wenn wir präzise beobachten, können wir uns eine Menge bitterer Folgen ersparen - irreparable Folgen für unseren blauen, im Universum einmaligen Planeten!
Susan S. Sute, amerik. Politikerin, Direktorin Illinois Children and Family Services Department
Es war einmal ein Fischer, der genoß das schöne Frühlingswetter in seinem kleinen Boot. Er fing nicht das Geringste, aber er freute sich über den friedlichen Tag, den leichten Wind, der das wasser kräuselte und den hübschen Schwung der Angelrute, als er den Köder mit einem Ruck wieder einholte. Kein Fisch schien sich um den Köder zu stören. Als er nach unten ins Wasser schaute, bemerkte er eine Wasserschlange gleich rechts neben dem Bott. Sie trug einen Frosch im Maul. Vorsichtig steiß er mit seiner Hand nach unten, packte die Schlange gleich hinter dem Frosch, zog sie ins Boot und schüttelte und drückte sie solange, bis sie den Frosch losließ. Als der Frosch Frosch glücklich auf dem Boden des Bootes herumhüpfte und der Fischer die Schlange gerade freilassen wollte, fiel ihm ein, er hatte ja unter dem Sitz noch einen Flachmann mit erfrischender Flüssigkeit. Allerdings stellte sich heraus: das Ding war schon ziemlich leer. So blieben ihm selbst nur ein paar Tropfen. Den Rest teilte er mit der Schlange, und ließ sie dann gehen. Unser Fischer kehrte zu seinem Zeitvertreib zurück. Gerade als er den neuen Köder an dem kleinen Gewicht befestigte, sah er überrascht, wie seine alte Freundin, die Schlange, Richtung zurückkam. Nur hatte sie diesmal zwei Frösche! Die Moral der Geschichte ist simpel: Wenn einer sich so benimmt, daß du es magst und mehr davon sehen willst, beloh ne es, egal ob du Fischer bist oder Schlange!
James G. Martin, amerik. Politiker, Gouverneur von North Carolina a.D.
Nichts macht uns größere Beschwer, als wenn wir auf das Geschwätz der Menge hören und in ihrem Beifall, wie es so oft geschieht, einen Maßstab für das Gute sehen.
Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.), röm. Philosoph u. Dichter
In Paris entstand Anfang des 19. Jahrhunderts eine assurance de succes dramatique, die gegen Bezahlung für Beifall oder Ablehnung sorgte. Diese Aufgaben wurden von den Claqueuren wahrgenommen, während rieurs durch ihr Lachen den Nachbarn anstecken sollten, sowie pleureurs (die weinen konnten, als würden sie permanent den "Englischen Patienten" sehen) und bisseurs, die für die Dakaporufe zuständig waren. (Ich habe eine solche Versicherung für den heutigen Abend nicht abgeschlossen. Um so mehr würde ich mich freuen, wenn es heute viele Klatscher, Lacher und "Da capo"-Rufe gäbe. Von Schluchzen und heftigem Weinen bitte ich abzusehen.)
Gabriele Henkel, dt. Schriftstellerin u. Kolumnistin; Hochschullehrerin f. Kommunikationsdesign, Universität Wuppertal
Eine Claque gibt es heute nur noch sehr selten. Die Claque, das ist eine Reihe von meist jungen Leuten, die Freikarten bekommen und meist noch ein kleines Entgelt, um an den entsprechenden Stellen eines Theaterstücks oder einer Oper zu klatschen und dadurch die übrigen Zuschauer mitzureißen. In Wien hatten früher sogar große Sänger ihre persönliche Claque, das heißt, sie bezahlten sie aus eigener Tasche, damit diese ihnen zujubelten. Auch am Wiener Volkstheater gab es sie, und eines Tages erklärte der Chef dieser Claque dem Direktor des Theaters, er wolle Schluß machen. "Warum? Zahlen wir Ihnen nicht genug?" - "Das schon. Aber wissen Sie, Sie bringen nur Stücke, wo man lachen muß. Acht Jahre lang habe ich über all die alten Schwerze immer wieder lachen müssen. Ich meine müssen. Ich will jetzt an ein Theater gehen, wo man auch weinen kann." Und so geschah es.
unbekannt
Man muß sich dauernd beherrschen, um die Beherrschung nicht zu verlieren.
Gerhard Uhlenbruck (*1929), dt. Aphoristiker, Immunbiologe u. Hochschullehrer
Ich gehe langsam, aber ich gehe nie zurück. (I'm a slow walker, but I never walk back.)
Abraham Lincoln (1809-65), amerik. Politiker, 16. Präs. d. USA (1861-65)
König Anoschirwan, den das ganze Volk auch den Gerechten nannte, wandelte einst zur Zeit, als der Prophet Mohammed geboren wurde, durch sein Reich. Auf einem sonnenbeschienenen Hang sah er einen ehrwürdigen alten Mann mit gekrümmtem Rücken arbeiten. Gefolgt von seinem Hofstaat trat der König näher und sah, daß der Alte kleine, gerade ein Jahr alte Stecklinge pflanzte. "Was machst du da", fragte der König. "Ich pflanze Nußbäume", antwortete der Greis. Der König wunderte sich: "Du bist schon so alt. Wozu pflanzt du dann Stecklinge, deren Laub du nicht sehen, in deren Schatten du nicht ruhen und deren Früchte du nicht essen wirst?" Der Alte schaute auf und sagte: "Die vor uns kamen, haben gepflanzt, und wir konnten ernten. Wir pflanzen nun, damit die, die nach uns kommen, ernten können." (Was wir heute ernten, sind die Früchte des Denkens und Handelns von gestern. Und was wir heute denken, entdecken, erfinden, entwickeln und tun, wird wiederum das Schicksal der Menschen bestimmen, die nach uns kommen .../ Alles, was wir heute tun, wird die Zukunft bestimmen. Wenn wir die Erde und das Leben auf der Erde schützen, werden wir der nächsten Generation eines der größten Wunder des Universums weitergeben können: unseren blauen Planeten. In Milliarden und Abermilliarden Galaxien des Weltraums konnte bisher nichts Vergleichbares entdeckt werden.)
unbekannt
Die dicksten Bäume stehen in Afrika und in der Türkei. In Tanganjika (Tansania/Afrika) wurde der Umfang eines Affenbrotbaumstammes mit 47 Metern gemessen. Genauso dick ist eine Platane in Böjuk-Dere (Türkei). In einem solchen Stamm könnte man ein kleines Einfamilienhaus unterbringen.
unbekannt
Geldleute lesen gründlicher als Bücherliebhaber - sie wissen besser, was für Nachteile aus flüchtiger Lektüre entstehen.
Bertolt Brecht (1898-1956), dt. Dramatiker u. Dichter