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Für den Schweizer Naturforscher Louis Agassiz war ein Gelehrter ein Mann, der sah, was andere übersahen. Einer seiner Schüler schrieb: "Mir wurde eine Blechschale mit einem kleinen Fisch angewiesen. Den sollte ich studieren, ohne mit jemandem darüber zu sprechen und ohne darüber nachzulesen. 'Wenn ich der Meinung bin, daß Sie fertig sind, werde ich Sie danach fragen'. Nach einer Stunde hatte ich das Gefühl, an dem Fisch sei nichts mehr zu entdecken, und brannte darauf, einen Bericht zu geben. Aber Agassiz schenkte mir keine Beachtung. Ich merkte aber, daß er mich beobachtete. Ich nahm meinen Verstand zusammen, und nach hundert Stunden hatte ich das Hundertfache dessen herausgefunden, was ich zu Beginn für möglich gehalten hatte. Ich hatte erkannt, wie die Schuppen aufgereiht und geformt waren, ich wußte jetzt um die Gestalt und Anordnung der Zähne und um anderes. Ich war begierig, meine Entdeckungen an den Mann zu bringen, aber noch immer hatte mein Lehrer außer einem freundlichen 'Guten Morgen' kein Wort für mich. Am siebenten Tage fragte er: 'Na?', und ich hielt ihm, während er auf der Tischkante saß und an seiner Zigarre zog, meinen Vortrag. Nachdem ich eine geschlagene Stunde gesprochen hatte, schwang er sich vom Tisch, sagte 'Zu wenig' und ging. Nach einer weiteren Woche zäher Arbeit aber hatte ich endlich Ergebnisse, die mich verblüfften und ihn befriedigten."
unbekannt
Forschung ist immer das Weiterforschen, wo andere aufgehört haben, das Weiterbauen auf Grundsteinen und Gerüsten, die andere vorbereitet haben, und damit allerdings leider zugleich auch mitunter das Weitergehen auf Irrwegen, die andere eingeschlagen haben.
Hubert S. Markl (*1938), dt. Biologe u. Hochschullehrer, 1986-91 Präs. Dt. Forschungsgem., s. 1996 Präs. Max-Planck-Gesellschaft
Erst zweifeln, dann untersuchen, dann entdecken!
Henry Thomas Buckle (1821-62), engl. Kulturhistoriker
Ernst zu nehmende Forschung erkennt man daran, daß plötzlich zwei Probleme existieren, wo es vorher nur eines gegeben hat.
Thorstein Bunde Veblen (1857-1929), amerik. Soziologe u. Ökonom
Der Gelehrte vergesse, was er getan hat, sobald es getan ist, und denke stets nur an das, was er noch zu tun hat.
Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), dt. Philosoph d. Idealismus
Der Blick des Forschers fand nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.
Gotthold Ephraim Lessing (1729-81), dt. Dichter d. Aufklärung
Am Anfang jeder Forschung steht das Staunen. Plötzlich fällt einem etwas auf.
Wolfgang Wickler (*1931), dt. Verhaltensforscher u. Zoologe
Aber man verlangt vom Forscher, daß er Beweise liefert, wenn es sich zum Beispiel um die Entdeckung eines großen Berges handelt, verlangt man, daß er große Steine mitbringt.
Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller