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Man muß vieles übersehen, um schauen zu können.
Emanuel von Bodman (1874-1946), dt. Lyriker, Erzähler u. Dramatiker
Der Weitblick mancher Leute besteht darin, die nächsten Probleme zu übersehen.
Wolfgang Eschker (*1941), dt. Aphoristiker
Im alten China stand auf dem Gipfel des Berges Ping ein Tempel, in dem Hwan, der Erleuchtete, wohnte. Von seinen vielen Schülern ist uns nur einer bekannt, Lao-Li. Über mehr als zwanzig Jahre studierte und meditierte Lao-Li beim großen Meister Hwan. Doch obgleich Lao-Li zu den klügsten und ergebensten Schülern zählte, hatte er noch nicht die Stufe der Erleuchtung erreicht. Von der Lebensweisheit verstand er nichts. Tage, Nächte, Monate und sogar Jahre kämpfte Lao-Li mit seinem Schicksal, bis ihm eines Tages der Anblick einer fallenden Kirscheblüte zu Herzen ging. 'Ich kann nicht länger gegen meine Bestimmung ankämpfen', sah er ein. 'Genau wie die Kirschblüte muß ich mich mit Würde in mein Schicksal fügen.' Und in diesem Moment beschloß Lao-Li, sich von dem Berg zurückzuziehen und seine Hoffnung auf Erleuchtung aufzugeben. 'Was hast du gelernt, Lao-Li?' fragte der Meister. Lao-Lis Antwort war Schweigen. Endlich, nach langer Stille, hob der Meister wieder an. 'Der Weg zur Erleuchtung ist wie die Reise vom Berg herunter. Die Erleuchtung kommt nur zu jenen, die begreifen: All das, was einer vom Gipfel des Berges aus sieht, ist nicht dasselbe wie das, was er vom Fuß des Berges her sieht. Ohne diese Einsicht verschließen wir unsere Sinne vor allem, was wir von unserem Standpunkt aus nicht sehen können, und schränken so unsere Fähigkeit ein, uns zu entwickeln und zu verbessern.
Unbekannt
Es war im dritten Jahrhundert vor Christus, als König Tsao seinen Sohn, Prinz Tai, zum Tempel schickte, um beim großen Meister Pan Ku in die Lehre zu gehen. Weil der Prinz seinem Vater auf dem Thron nachfolgen sollte, war es Pan Ku aufgegeben, den Jungen alles zu lehren, auf daß er später ein guter Herrscher werde. Sobald der Prinz beim Tempel eingetroffen war, schickte ihn der Meister allein in den Ming-Li- Wald. Nach einem Jahr sollte der Prinz zurückkommen und den Klang des Waldes beschreiben. Zurückgekehrt forderte Pan Ku den Prinzen Tai auf, alles zu beschreiben, was er gehört hatte. 'Meister, ich konnte hören, wie der Kuckuck ruft, die Blätter rauschen, die Kolibris surren, die Grillen zirpen, das Gras weht, die Bienen summen und der Wind flüstert und tobt.' Als der Prinz geendet hatte, schickte ihn der Meister erneut in den Wald, um noch mehr zu erlauschen. Als der Prinz wieder beim Tempel angekommen war, fragte der Meister, was er noch gehört habe. 'Meister', antwortete der Prinz ehrfürchtig, 'als ich ganz genau lauschte, konnte ich vorher nie Gehörtes hören - den Klang sich öffnender Blumenblüten, den Klang der Sonne, die die Erde wärmt, und den Klang des Grases, das den Morgentau trinkt.' Der Meister nickte anerkennend. 'Das Unhörbare hören zu können', bemerkte Pan Ku, 'ist als Fähigkeit bei einem guten Herrscher unabdingbar.'
Unbekannt
Die Kunst der Weisheit besteht darin, zu wissen, was man übersehen muß.
William James (1842-1910), amerik. Philosoph
Weintrinker sehen gut aus, sind intelligent, sexy und gesund.
Hugh Johnson, engl. Wein-"Papst", Autor mehrerer Bestseller über Wein
Seit Mond und Venus ihre Bahnen gehen/ hat man was Beßres nicht als Wein gesehen./ Mich wundert's nur, daß einer Wein v e r k a u f t./ Was kann er Beßres denn dafür erstehen?
Omar Chaijam (1048-1131), pers. Mathematiker, Astronom u. Dichter
Wissen Sie, wie man dem Kollegen einmal eine ganz besondere Freude machen kann? Indem Sie das Weihnachtsgeld einmal nicht in Form von Bargeld, sondern in Form von Büchern vergüten. Für den Buchhalter empfiehlt sich dabei insbesondere das Werk "Der Millionendieb", während sich die Sekretärin über den Roman "Nackt unter Wölfen" freuen kann. Auch die ehemaligen Betriebsangehörigen werden nicht vergessen. Um ihnen den Ruhestand zu versüßen, erhalten Sie das Buch "Hunde, wollt ihr ewig leben?"
Unbekannt
Was wir an Weihnachten feiern, ist alles andere als eine Idylle. Die Krippe, die wir längst in unsere warmen Stuben geholt haben, stand bekanntlich im Stall. Niemand war da, der der schwangeren Frau und dem jungen Mann aus Nazareth in Galiläa menschenwürdige Bleibe zu geben bereit war. Kaum war das Kind zur Welt gekommen, mußte die junge Familie fliehen, weil Herodes, der machtbesessene Herrscher, dem Kind Jesus nach dem Leben trachtete. Flüchtlinge waren sie, politisch Verfolgte, Asylsuchende.
Walter Kasper (*1933), dt. Bischof von Rottenburg- Stuttgart, s. 2001 Kardinal
Wasser ist ein Kulturträger. Und es ist unsere Quelle: Wir selbst bestehen zu über 70 Prozent aus Wasser.
Fabrizio Plessi, ital. Künstler, spezialisiert auf Video-Installationen, die fließendes Wasser zeigen; lebt in Venedig...